Am Beginn steht die Idee, etwas interessantes zu machen, mit Händen und Kopf zu arbeiten und ggf. noch etwas davon zu haben. Wenn es dann noch der Allgemeinheit dient, ist es perfekt. 

Daraus entwickelt sich die Idee, Bienen zu halten. Diese fleißigen Geschöpfe bestäuben Blüten und sammeln Nektar. So tragen sie zum Kreislauf in der Natur bei – Tierernährung und Pflanzenvermehrung. Zudem bereiten die Bienen aus Nektar wohlschmeckenden Honig. Also alles prima ? Sie können aggressiv werden und stechen! – O.k., es gibt ja Schutzmaßnahmen: Imkeranzug und Schleierhut, zur Not stichsichere Handschuhe…

Nach Überwindung dieser Hürden kommt die Frage nach dem Einstieg in dieses Thema. „Man mache sich erst einmal schlau“, am besten mit einem Imkerkurs an einer der vielen Imkerschulen, die auf Vereinsbasis oder Landesverbänden angeboten werden. Diesen Schritt habe ich nie bereut – es gab umfassende Informationen zum Umgang mit Bienen, mit dem ganzen Equipment rund um die Imkerei und nicht zu vergessen, die vielen Gespräche außerhalb der direkten Schulung mit künftigen Imkern und „alten Hasen“. All‘ dies führte zum Entschluss, das Ganze mal auf kleinem Niveau zu beginnen. Es mussten zwei Jungvölker her, am Besten im frühen Frühjahr!

Noch im Arbeitsprozess hat man vorwiegend am Wochenende Zeit und da kam das Buch von Karl Weis, „Der Wochenendimker“ gerade recht. Die enthaltenen Verfahrensweisen sind auf eine bestimmte Betriebsweise, die Hohenheimer Einfachbeute, zugeschnitten. In Norddeutschland ist diese aber nicht verbreitet; dort imkert man in „Segebergern“. Das sind Styroporbeuten, die wärmehaltig sind – eben für norddt. Verhältnisse gut passend. Die Anpassung der im Buch gemachten Vorschläge auf die Verhältnisse in den Segeberger Beuten war zum größten Teil machbar und hilfreich.

Geimkert wird „zweizargig“, ganz klar – machen ja alle so hier in der Gegend und das „greenhorn“ erfindet das Rad nicht neu. Das bedeutet, jedes Volk hat zwei sog. Deutsch Normal (DN)-Zargen mit 11 Rähmchen zur Verfügung, in dem das Volk brütet. Darauf wird im Frühjahr ein Absperrgitter gelegt und der erste Honigraum zur Kirschblüte aufgesetzt. Man muss wissen, dass es zu dieser Zeit aufgrund des langen Spätwinters noch recht kalt ist. Klar sammeln die Bienen, aber so einen Honigraum mit 11 DN-Rähmchen bauen die mal nicht eben so aus. Das kann schwierig werden…

O.k. – Anfänger, da muss man durch. Im Mai endlich finden die Bienen so viel Tracht, dass nun auch der Honigraum ausgebaut wird. Bevor ich den zweiten Honigraum aufsetzen konnte, hingen die Bienen schon im Baum – ein Schwarm! Das ungebildete Imkerherz rutscht schon mal in die Hose angesichts der vielen Bienen, die da in einer Traube am Ast hingen. Egal – wie war das noch mit Schwarm einfangen ? Eine neue Beute mit Mittelwänden zum Ausbauen reicht ja und da müssen sie rein… In Vollmontur bei > 25 °C zu arbeiten kann sehr schweißtreibend sein. Am Ende waren sie alle drin in der Kiste und blieben dort auch, weil die Königin mit eingefegt wurde (das habe ich aber gar nicht gewusst!). Bis zum Juni war dann Geduld angesagt; denn das alte Volk hatte keine gezeichnete Königin, d.h., man konnte sie im ganzen Gewusel nicht sehen. Es war nur deutlich sichtbar, dass keine Eier (Stifte) in den Zellen vorhanden waren, was bedeutet, dass keine begattete Königin im Volk ist. Schon wieder rutschte das Imkerherz in die Hose; denn ein Volk ohne Königin ist verloren…. 

Nach 4 Wochen waren aber wieder Stifte und Brut in allen Stadien zu sehen und alles war wie es sein soll. Bienen sind halt schlau und kommen ohne das Imkerlein aus. Das Volk sammelte – aber nur für sich selbst. Honigraum wurde leer und der große Brutraum füllte sich mit Futter um das Brutnest – toll für die Bienen. Am Ende der ersten Saison konnte ich von einem Volk zweimal Honig ernten – Frühjahr und Sommer. Es war immerhin ein Erfolg und es blieb etwas übrig. Und ich hatte drei (!) Völker.

Im November fand ich eines der Völker mit unzähligen toten Bienen auf dem Beutenboden vor. Es war ein trauriger Anblick. Mittlerweile weiß ich, dass dieses Volk nicht an der Varroamilbe verstorben ist, sondern dass ich es überfüttert hatte. Die Bienen haben keine Bremse, was Futter angeht. Sie hauen sich die Bude voll, bis nichts mehr da ist. Das verursacht eine Einschnürung des Brutnests, so dass die Königin nur noch wenige Eier legen kann. Die Folge sind Völker mit zu wenig Bienen, die sich nicht ausreichend wärmen können und damit erfrieren. Auf Kosten der Bienen etwas gelernt – passiert mir nie wieder !

Soweit die Anfänge – ich berichte das detailliert, weil ich als Anfänger ohne sog. Imkerpaten beginnen musste. Der ist immens wichtig, um Situationen einzuschätzen und die nächsten Schritte abzuleiten, die sinnvoll sind. Ohne eine solche Hilfe steht man als Anfänger völlig auf dem Schlauch und muss Entscheidungen treffen. Eine sehr schwierige Situation.

Im zweiten Jahr erkannte ich, dass die zweiräumige Betriebsweise in Styroporbeuten zwar gute Erfolge beim Überwintern bescherte, dass aber die Frühjahrsentwicklung bei leistungsfähigen Königinnen sehr rasch vonstatten geht und die Völker zum Schwärmen neigen. Das mag auch an den sog. Linien der Königinnen liegen – hier alles Apis mellifera mellifera var. carnica, die sog. Kärntner Biene, die in Norddeutschland verbreitet ist. Sie hat viele Vorteile – überwintert meist in kleinen Völkern, benötigt damit wenig Futter (sog. Hüngler) und kann eine rasche Frühjahrsentwicklung vorlegen. Das ist toll für die Auswinterung, jedoch kommen diese Völker auch schnell in Schwarmstimmung und hängen im Baum. Das macht die Honiggewinnung zunichte, das macht Arbeit – zwei Völker, statt eines und es kostet Zeit, die man als Wochenendimker nicht hat.

Die zwangsläufige Schwarmkontrolle im Mai bei zweizargigen Völkern ist ein Qual: 22 Rähmchen durchschauen, alles mit Kittwachs verklemmt und eng in den Kisten, dabei immer die Bienen von den Waben schütteln und auf sog. Weiselzellen prüfen, diese entfernen um eine Woche später erneut welche zu finden. Spätestens nach einer Zarge sind die Bienen so etwas von aufgebracht, dass man alles nur in Vollmontur durchführen muss.

Es musste sich etwas ändern oder die Imkerei auf diese Weise war nicht mein Fall.

Im dritten Jahr wechselte ich das Beutenformat: Es wurden Großraumbeuten angeschafft – sog. DN1,5 Beuten. Diese haben die Dimension der DN-Beuten, nur 50 % höher. Ich begann zu rechnen: Eine DN-Wabe hat ca. 5.600 Wabenzellen, deren 22 haben dann 123.000 Zellen. Eine Königin, die 2.500 Zellen täglich mit Eiern belegt, kann in einer Brutperiode (vom Ei bis zur fertigen Jungbiene) von 21 Tagen 21 * 2.500 = 52.500 Eier legen. Das schaffen die Besten gerade mal inmitten der Saison. Das bedeutet, dass der verfügbare Raum in zwei DN-Zargen mit je 11 Rähmchen viel zu groß ist, um von einer guten Königin mit Brut vollständig ausgefüllt zu werden. Dafür lagern die Bienen den ganzen Nektar erst einmal um das Brutnest ein, um ihn des nachts in den Honigraum zu befördern – oder das Brutnest einzuschnüren und der Bien bemerkt, die Königin legt nicht genügend Eier. Die Folge sind Schwärme, besonders bei einer schwarmfreudigen Unterart wie die Carnica-Biene.

In einer Großraumbeute wie dem DN1,5-Maß finden sich auf einem Rahmen 8.600 Zellen, die nutzbar sind. Die o.g. Königin benötigt max. 50.000 Zellen für einen vollständigen Brutzyklus, die sie alle bestiften kann. Somit lässt sich ausrechnen, dass 50.000 / 8.600 = 5,8 Waben völlig ausreichend sind, um das Brutnest vollständig auszudehnen. Den Honig stapeln die Bienen dann fast vollständig im Honigraum – dort, wo ich ihn haben wollte, um ihn abzuernten.

Somit wurde im Mai umgestellt, d.h., alle Bienen in eine DN1,5 Kiste mit 5 MW plus einen Drohnenrahmen einfach abgeschüttelt und mit einem sog. Schied – ein Abschlussbrettchen die Rähmchen „verschlossen“. Die verbliebene Brut kam über ein Absperrgitter auf diese Kiste und nach 3 Wochen waren die Bienen geschlüpft und die leeren Zellen mit Nektar/Honig gefüllt.

Ich bemerkte zwei Dinge – die Völker explodierten quasi im Brutnest, die Königinnen belegten 90 % aller Zellen mit Brut und die Kontrolle der Völker war ein ruhiges Unterfangen. Denn die Kiste hatte Platz für 11 Waben und man konnte das Schied und die Rahmen einzeln in den verbliebenen Leerraum schieben. Die Bienen nahmen von den Kontrollaktionen kaum Kenntnis, sondern machten „ihren Job“. Auch die Schwärmerei ging merklich zurück, obwohl ich gar keine anderen Königinnen zugekauft hatte – es waren noch die selben Königinnen. Das mag alles Zufall gewesen sein, jedoch fand ich diese Betriebsweise in Großraumbeuten viel leichter für den Imker und offensichtlich fühlten sich die Bienen auch wohl in den neuen Kisten.

Ein weiterer wichtiger Schritt war der Zukauf einer neuen Königin, die offensichtlich einer anderen Genetik entstammte. Ich erwarb sie von einem Züchter in der Nähe, ohne zu wissen, dass es eine Buckfast-Königin war. Diese hatte eine lederbraune Farbe, was mich als Anfänger nicht stutzig machte. Im folgenden, vierten Jahr, fiel dieses Volk auf – durch eine ausgeprägte Sanftmut. Man konnte an ihm arbeiten, ohne dass die Bienen aufflogen; sie waren ganz ruhig beschäftigt mit ihren Tätigkeiten im Stock. Honigleistung und andere Eigenschaften waren ebenfalls gut. Ich begann, den Vollschutz zu meiden; denn es ist keine Freude, bei warmem Wetter mit Schleier, dicker Baumwolljacke und ggf. noch Handschuhe zu arbeiten.

Um es kurz zu machen – ich habe derzeit nur noch sanftmütige Bienen in meiner Imkerei. Nicht alles Buckfast-Bienen aber überwiegend, auch aus Carnica-Linien sind Königinnen dabei sowie sog. Elgon-Bienen, die vom Mount Elgon, Mittelafrika, stammen. Allesamt sind ohne Schutzausrüstung zu bearbeiten, was die Arbeit an und mit den Bienen erheblich erleichtert. Die o.g. Buckfastkönigin hat den Weg gewiesen! 

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