Was machen die Bienen im Winter ? – „Sie schlafen“, lautet die überwiegende Antwort.

Das ist teilweise möglich, jedoch generell sind sie wach und hoffentlich fidel. Denn sie müssen auch oder ganz besonders den Winter über arbeiten, sprich heizen! Bienen orientieren sich am Licht – Tageslänge und Dunkelheit bestimmen u.a. ihr Verhalten. Dazu kommt natürlich die Außentemperatur. Von September bis Dezember fällt die durchschnittliche Außentemperatur i.d.R. kontinuierlich, bis sie des nachts frostig wird. Gleichzeitig nimmt die Tageslänge ab, bis sie zum 21.12. jeden Jahres ihr Minimum erreicht hat. Das macht sich ganz besonders hier im Norden bemerkbar, wo es um die Weihnachtszeit erst um 8:30 richtig hell wird und schon um 16:30 wieder dämmrig.

Bienenvölker beginnen sich schon nach der Sommersonnenwende Ende Juni auf den Winter vorzubereiten. Dazu verkleinern sie das Brutgeschäft und ordnen ihre Vorräte. Im August bis Oktober/November werden trotz Reduktion des Brutnests fortlaufend gut genährte Winterbienen erzeugt, denen die Aufgabe zukommt, die Königin und sich selbst über den Winter zu bringen.

Jetzt ist die Zeit, wo die Futtervorräte gut geordnet werden, d.h., sie werden rund um das immer kleiner werdende Brutnest eingelagert. Damit hat das Volk im Winter bei Temperaturen unter 0 °C schnelleren Zugriff auf den Vorrat.

Nähern sich die Außentemperaturen dauerhaft dem Gefrierpunkt, stellt das Volk i.d.R. das Brüten ein. Weitere Brutaufzucht würde einen Bereich mit einer Temperatur von 35 °C erfordern – das ist zu energieaufwändig.

Wo haben die Bienen die Heizung ?

Die Bienen rücken im Winter immer näher zusammen, bis sie eine sog. Traube in den Wabengassen bilden. Der Bienensitz nimmt damit eine fast kugelige Form ein und schützt sich so vor Wärmeverlust. Er heizt dabei nur sich selbst, nicht die umgebenden Waben oder die Bienenbeute. Dabei isolieren die Hüllbienen der Kugelform so gut, dass kaum Wärme verloren geht. Sie wechseln sich ab und zu ab, kriechen nach innen, wo es wärmer ist und andere übernehmen die Hüllfunktion. Im inneren Bereich dieser Traube sitzen Jungbienen und die Königin bei 15 bis 20 °C, während im Außenhüllbereich gerade mal 5 °C herrschen. Wärme wird erzeugt, indem Bienen ihre Brutmuskulatur in Bewegung halten, ohne dabei die Flügel zu bewegen – es brummt in der Kiste, solange ausreichend Individuen in der Traube sind …

Hat das Bienenvolk z.B. weniger als 5.000 Bienen, wird die Situation kritisch, besonders wenn es draußen dauerhaft sehr frostig wird. Gehören dem Volk jedoch 10.000 Bienen an, steigen die Chancen für eine erfolgreiche Überwinterung stark an, solange genügend Futter in den Waben vorhanden ist. Dafür muss der Imker im Spätsommer sorgen, in dem er Zuckerwasser oder -Sirup füttert. Ein Gewicht von 30 bis 35 kg reicht erfahrungsgemäß aus, um bis Mai genügend Futter zur Verfügung zu haben (davon sind 15 – 20 kg Futter).

In den kalten, dunklen Wintermonaten verbrauchen die Bienen relativ wenig von ihrem eingelagerten Futter – etwa so:

Nov. ca. 1,5 kg – Dez. ca. 1 kg – Jan. ca. 1 kg.

Wie kommen die Bienen ans Futter ?

Der „Brennstoff“ für die Eigenheizung ist das eingelagerte Futter, der darin enthaltene Zucker. Solange die Bienen genügend Futter am ehemaligen Brutbereich, ihrem üblichen Wintersitz, haben, verbrauchen sie dieses zum Heizen. Sind die Waben leer, muss die Traube sich verändern, um an weitere gefüllte Zellen zu kommen. Andererseits gibt es im Winter immer Wärmeperioden, in denen die Bienen weiter entfernte Waben aufsuchen, dort die Wachsdeckel vom Futter entfernen, um es aufzunehmen und es an den Bienensitz tragen. Die Kombination von verändertem Sitz der Bienentraube und die besondere „in house-Logistik“, das Heranholen von Futter in wärmeren Perioden garantiert eine ständige Versorgung, so dass die Heizleistung erbracht werden kann. Im Bedarfsfall kann sich die gesamte Traube auch auf z.B. 30 °C aufheizen und so das Futter im Randbereich erwärmen und aufnehmen. 

Winterverluste

Nicht immer klappt alles so, wie es sein soll. Sind zu wenig Winterbienen im Spätsommer/Frühherbst angelegt worden oder sind diese geschwächt, reicht die Bienenmasse nicht, um kältere Perioden zu überstehen (zu wenig Heizleistung). Um eine ausreichend große Masse zu gewährleisten, müssen folgende Parameter gewährleistet sein

  • ausreichend und leicht verdauliches Futter (Saccharose – Glukose – Fruktose)
  • gute Versorgung mit Pollen (Spätblüher wie Dahlien, Astern, Bartblumen, Sonnenhut, Weißklee, Heide usw.)
  • ausreichendes Brutgeschäft im Spätsommer (gesunde, leistungsfähige Königin)
  • Wetter muss stimmen (Wechsel von warmen und feuchten Tagen) zur Sicherung der Wasserversorgung
  • geringer Varroamilbenbefall der jungen Winterbienen, um diese nicht von Beginn an zu schwächen

Es können viele Dinge „aus dem Ruder laufen“ – oft sind es wenig sichtbare Mängel, die sich dann aber summieren. Bspw. kann das dargebotene Futter zu stark Glukose-lastig sein, z.B. durch Nektar von sog. Spätblühern wie Senf, Ölrettich o.ä., den Bauern gerne als Zwischenfrüchte oder Gründüngung auf den abgeernteten Feldern anlegen. Hohe Glukosegehalte im Futter führen zur Auskristallisation bei sinkenden Temperaturen. Das führt dazu, dass die Bienen das Futter nicht mehr aufnehmen können; denn sie können bei Kälte kein Wasser zur Verflüssigung holen.

Eine ausreichende Fütterung mit Sirup, der hohen Fruktoseanteil enthält, schafft da Abhilfe. Fruktoselösung bleibt bis weit in den Frostbereich noch flüssig, ein genialer Schachzug der Evolution, der den Bienen das Überleben im Winter sichert.

Durch eine Vielzahl negativer Einflüsse – auch in Kombination – kommt es regelmäßig bei Imkern zu Winterverlusten in der Größenordnung von 15 bis 20 %. Bei wildlebenden Honigbienenvölkern kann dieser Verlust 50 % und mehr erreichen, weil sie weniger gut betreut sind.

Das hört sich hoch an, jedoch hängt damit eine strategische Auslese zusammen: Diese „Selektion“ schafft für die Völker, die das Frühjahr unbeschadet erreichen, eine gute Startposition durch eine solche natürliche Auslese. Was nicht stark genug in den Winter ging, überlebt nicht. Was krank in den Winter geht, überlebt auch nur selten; usw.

Vorfrühling

Im Norden kann es im Februar schon mal Tage mit 8 bis 10 °C geben. Das Tageslicht nimmt zu, die Temperatur steigt manchmal sprunghaft an und die Sonne wärmt schon mal die Außenwand der Bienenbeuten. All‘ das spürt der Bien und es beginnt sich etwas Unruhe breit zu machen. Es gilt, das Volk auf den kommenden Frühling vorzubereiten, d.h., die Königin wieder zur Eilage zu animieren – dies erfolgt u.a. durch eine veränderte Fütterung (mehr Eiweißanteile) – und die Termperatur im Kernbereich der Traube zu erhöhen.

Ab Februar/März steigt dann auch der Futterverbrauch, wenn das Brutgeschäft beginnt. Dann muss der Brutbereich auf 35 °C dauerhaft gewärmt werden, unabhängig von der Außentemperatur. Wenn bspw. im Februar starke Frosteinbrüche kommen und die Bienen schon erste verdeckelte Brutbereiche angelegt haben, werden diese auch geheizt, so dass Jungbienen schlüpfen können.

Typisch sind Gewichtsverluste (Futterverbrauch) von gut 2 kg im Februar, 3 – 4 kg im März und > 5 kg im April. Um das zu gewährleisten, muss bis Oktober gut eingefüttert werden (> 14 kg reiner Zuckeranteil, d.s. 20 kg Sirup pro Volk).