In den Medien wird viel über die Bedrohung der Honigbienen berichtet. Vieles ist begründet, anderes ist abgeschrieben und nur schlecht recherchiert. Nachfolgend eine kurze Betrachtung der Einflussfaktoren, die heute in Deutschland den Honigbienen das Leben und Überleben schwer machen.

  • Landschaft und Nahrungsangebot

Die moderne Kulturlandschaft Deutschlands (und anderen europäischen Ländern) hat sich mittlerweile stark ausgebreitet. Es gibt nur noch wenige dünn besiedelte Gebiete mit Brachflächen bzw. Naturschutzgebieten oder sog. nachhaltig ausgerichteten Anbaumethoden. Die deutschen Erzeuger stehen in Konkurrenz, insbesondere mit Importgütern aus dem Ausland, die teilweise kostengünstiger bereitgestellt werden können.

Weiterhin sind große Monokulturen anzutreffen (z.B. Rapsfelder, Maisfelder, Obstplantagen usw.), die einerseits die Vielfalt von Blüten und damit ein zeitlich gestaffeltes Nahrungsangebot verhindern. Es kommt somit zu Hungerphasen, z.B. nach der Rapsblüte, welche die Bienen nur mühsam kompensieren können. Der Imker versucht dem entgegenzuwirken, in dem ein Teil des gesammelten Honigs den Völkern zur Überbrückung solcher Mangelperioden belassen wird.

Ideal sind Landschaften, die Blütenpflanzen beherbergen, welche nacheinander aufblühen und somit ein dauerndes Nahrungsangebot bieten. Man nennt dies ein „Trachtband“, das im besten Fall von der Weide, den Krokussen im Frühling bis zu Spätblühern im September / Oktober wie Efeu reicht. Dies ist jedoch nur noch in wenigen Fällen anzutreffen.

Interessanterweise werden Stadtlandschaften attkraktiver, da einerseits ein vielfältiges Angebot von Blühpflanzen in Gärten, Parks und Alleen existiert, andererseits keine wesentliche Schädlingsbekämpfungsmittel (s.u.) angewendet werden. Daraus entwickelte sich die neuerlich aufkommende Stadtimkerei.

  • Schadstoffbelastung

Bienen sammeln Nektar aus den Blüten und von Blättern (Honigtau). Sind diese mit Schädlingsbekämpfungsmitteln benetzt, werden sie von den Bienen aufgenommen. Die derz. im Einsatz befindlichen Neonicotinoide sind chemisch Abkömmlinge des Nikotins, einem Stoff, der auf das Nervensystem wirkt. Bei den Bienen führt dies zu Orientierungsstörungen, so dass sie teilweise nicht mehr in den heimischen Stock zurückfinden und verenden. Weiterhin kann es zu Symptomen wie Zittern (Krämpfe) und bisher unabsehbaren Langzeitbelastungen kommen, welche die Bienen nachhaltig schädigen. Die Völker sind in ihrer Resilienz (der Fähigkeit sich zu erholen) erheblich gestört, überleben dann eine gewisse Zeit noch, werden später aber durch andere Stressoren vernichtet.

  • Witterung und Klima

Honigbienen sind in der Lage, sehr flexibel auf Wetteränderungen zu reagieren. Sie haben in ihrer jahrmillionen dauernden Evolution schon sehr viele Extremzustände gemeistert. So können sie in geeigneten Behausungen (Höhlen jeglicher Art, inklusiv der sog. Bienenbeuten, d.s. die Kästen der Imker) zweistellige Minusgrade längere Zeit überstehen. Ebenso besitzen sie Maßnahmen, in heißen Sommern ihre Behausung mittels Wasserverdunstung und Luftbewegung zu kühlen.

Jedoch sind die aktuellen klimatischen Veränderungen in Verbindung mit anderen negativen Einflüssen eine große Herausforderung für die Bienen. Relativ warme Winterperioden mit dauerhaften Temperaturen zwischen 0 und 10 ºC führen zu einem dauerhaften Brutgeschäft. Die Auswirkung dessen, insbesondere bei Anwesenheit von Varroamilben im Volk (s.u.), führt zu Effekten, die neu für die Bienen sind und deren Überleben bedrohen können. Dagegen sind kalte Winterperioden vorteilhaft, da sich die Völker damit in die sog. Winterruhe begeben, eine natürliche Erholungsphase.

  • Parasiten

Aktuell bedroht die Varroamilbe (Varroa destructor) die westliche Honigbiene schlechthin. Aufgrund von verschiedenen Bienenvolktransporten aus dem ursprünglichen Gebiet in Südostasien, hat dieser Parasit in den 1970er Jahren Verbreitung nach Europa und anderen Ländern der Welt gefunden. Im Ursprungsgebiet befiel diese Milbe überwiegend männliche Bienenbrut (Drohnenbrut), bei der westlichen Honigbiene jedoch auch die weibliche Brut. Dies hat zur Folge, dass einerseits geschwächte Bienen schlüpfen, andererseits Infektionen übertragen werden, welche die  Bienen zusätzlich schwächen.